Zypern Reisebericht

Eindrücke von einer sonnenverwöhnten und geschichtsträchtigen Insel zwischen Europa und Asien

Vom 24. April bis 1. Mai sammelten 28 Reisefreunde*innen reichhaltige Eindrücke bei erlebnisreichen Tagestouren auf der „Sonneninsel“ Zypern. Feste Unterkunft bot das gastfreundliche Hotel St. Raphael Ressort in Limassol (Lemesos) an der Südküste der drittgrößten Mittelmeerinsel. Das einwöchige, gut getaktete Besuchsprogramm umfasste markante Stationen, bei denen die nahezu 10.000-jährige Geschichte, die beeindruckenden architektonischen Zeugnisse der Kulturentwicklung, die faszinierende Geographie, die gesellschaftlichen Besonderheiten und auch die politische Brisanz der aktuellen Situation auf der von über 1,2 Millionen Menschen bewohnten Insel eingängig vermittelt wurden. Der kompetenten zypriotischen Reisebegleiterin gelang es, ein ausgewogenes Gesamtbild zu präsentieren.

Petra tou Romiou, der legendäre Geburtsort der Göttin Aphrodite, erwies sich als verheißungsvoller Auftakt. Im Kloster Agios Neophytos, nordwestlich von Paphos, konnten in der kleinen Felsenkirche der Einsiedelei die sehr gut erhaltenen Wand- und Deckengemälde (Fresken) bestaunt werden. Weiter ging die Fahrt zu den Königsgräbern aus der hellenistischen Zeit in Paphos. Nach einer angenehmen Mittagspause am malerischen Hafen von Paphos, folgte ein Besuch des benachbarten Archäologischen Parks. Eine Augenweide waren die gut erhaltenen Mosaike in den römischen Villen des Dionysos, des Aeon und des Theseus. Den inhaltlichen Abschluss der Tagestour bildete die Besichtigung der Ausgrabungen an der byzantinischen Kirche Chrysopolitissa in Kàto Paphos. Die dortige Paulussäule erinnert an das Wirken des bekannten Apostels auf der Insel.

Einige markante geographische Regionen der Insel, das Troodos-Gebirge im südlichen Teil des Landesinneren, die fruchtbare Ebene Mesaoria („zwischen den Bergen“) und die schroffe Gebirgskette des Pentadaktylos („Fünf-Finger-Gebirge; türkisch Beşparmak) im Nordteil lernte die Gruppe bei einer Tour nach Kyrenia (türk. Girne), der nördlichsten Hafenstadt Zyperns, kennen. Dabei wurde auch die jüngere Geschichte (blutiger Konflikt zwischen den verfeindeten Volksgruppen, 1963/64, Teilung der Insel nach dem Angriff eines türkischen Expeditionskorps 1974) und die aktuell immer noch komplizierte politische Situation (die 1983 proklamierte Türkische Republik Nordzypern ist nur von der Türkei anerkannt; die Republik Zypern wurde als de facto geteiltes Land im gleichen Jahr in die EU aufgenommen) deutlich vermittelt. Im Museum der mächtigen Festung von Kyrenia bestaunten alle das mehr als 2000 Jahre alte Schiffswrack sowie Teile seiner Ladung. Von den Festungsmauern bot sich ein herrlicher Blick auf den malerischen Fischerhafen. Besonders faszinierte die küstennah in den Bergen gelegene Klosteranlage Bellapais.

Bei einem Abendempfang im Marina-Clubhaus des Hotels in Limassol berichtete die Deutsche Botschafterin in Zypern, Anke Schlimm, über die Besonderheiten Zyperns und ging auch auf aktuelle Tagesthemen ein. Eine Besonderheit konnte von der Gruppe im Vorbeifahren erkannt werden, die beiden nach der Unabhängigkeit Zyperns (1960) verbliebenen Souveränen britischen Militärbasen (Exklaven) Akrotiri und Dekelia.

Bei einer Rundtour durch das wild-romantische Troodos-Gebirge besichtigte die Reisegruppe die sogenannten Dach- oder Scheunenkirchen, die aus der byzantinischen Zeit stammen: Die auf 1.200 Meter Höhe gelegene Kirche Panagia tou Araka bei Lagoudhera im Pitsillias, die der Panagia Phorviotissa geweihte Marienkirche von Asinou nahe Nikitári und die dem Heiligen Nikolaus geweihte Kreuzkuppelkirche Agios Nikolaos tis Stegis. Alle beeindruckten durch ihre erstaunlich gut erhaltenen Wand- und Deckenmalereien. Erneut den Checkpoint zum türkischen Teil passieren musste die Gruppe beim Besuch der nördlichen Altstadt der geteilten Hauptstadt Nikosia (Lefkosia bzw. türk. Lefkoşa). Zuvor erfolgte noch ein flüchtiger Blick auf den Palast des Patriarchen sowie eine kurze Besichtigung der benachbarten Johanneskathedrale und des Heimatmuseums im Südteil. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende gotische Kathedrale der Heiligen Sophia, die nach der osmanischen Eroberung in eine Moschee umgewandelt wurde, war aufgrund von Renovierungsarbeiten nur von außen zu betrachten. Nach einem Gang durch die Markthalle traf man sich zum Mittagessen im Büyük Han, der ehemaligen Großen Karawanserei. Zurück ging es im Fußmarsch auf der Ledrastraße (Odos Lidras bzw. Lokmacı Caddesi) über den Checkpoint wieder in die südliche Altstadt. Den Abschluss des Tagesprogramms bildete ein Besuch des Archäologischen Volksmuseums, das zahlreiche Originalexponate aus frühen Epochen Zyperns beherbergt.

Erstes Ziel einer weiteren Fahrt war die nahe Limassol gelegene mittelalterliche Burg Kolossi, die ihre Blütezeit während der Kreuzzüge erlebte. Im Archäologischen Park der griechisch-römischen Ruinenstadt Kourion galt es die frühchristliche Bischofsbasilika, die gut erhaltenen Badeanlage im Haus des Eustolios und das Amphitheater mit Meeresblick zu bestaunen. Die im Herzen des Troodos-Gebirges gelegenen Weindörfer, die Krasocharia, zeigten dann ihre pittoreske Schönheit. In Koilanie lud das moderne Weingut Vlassides zu einer Besichtigung seiner Produktions- und Lagerstätten sowie zu einer Weinverkostung ein. In Omodos wurde vor allem die Kirche im alten Kloster und die mittelalterliche Weinpresse besichtigt. Der letzte „Studientag“ führte die Gruppe nach Larnaka, zunächst mit einem Zwischenstopp im Vorort Kiti, (früher Kition). Besondere Sehenswürdigkeit in der Marienkirche Panagia Angeloktistos ist das aus dem 6. Jahrhundert stammende Marienmosaik. Weiter ging es zu der am Ufer des Salzsees gelegenen Moschee Hala Sultan Tekké, die über dem Grab der “Betreuungsmutter” des Propheten Mohammed erbaut wurde und als eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam gilt. Anziehungspunkt beim Besuch der Agios-Lazaros-Kirche war vor allem der Lazarus-Sarkophag in der Krypta.

Beim abschließenden Abendessen in einer zypriotischen Taverne nutzte Staatssekretär a.D. Dr. Günter Ermisch die Gelegenheit, dem Reiseführer Gerd Bischof und seiner Frau Dominique im Namen aller Reisefreunde für die sogfältige Planung und Vorbereitung sowie für die gelungene Durchführung der Reise zu danken. Im „mentalen Gepäck“ vermutlich aller Reisefreunde*innen befanden sich wunderbare Erinnerungen an eine faszinierende Insel, die einerseits durch ihre wechselvolle Geschichte, ihre beeindruckenden Kulturstätten sowie ihre faszinierenden Landschaften geprägt ist und andererseits durch schwierige gesellschaftliche und politische Verhältnisse herausgefordert bleibt. Kurt und Ursula Herrmann

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