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© Fraunhofer IAIS/ Intuitive Fotografie Köln

Oktober 2024

PROF. DR. STEFAN WROBEL

Professor für Informatik an der Universität Bonn und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS

Künstliche Intelligenz – Hype, Chance oder Risiko?

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Künstliche Intelligenz – Hype, Chance oder Risiko?

Vortrag von Prof. Stefan Wrobel am 16.10.2024 bei Internationalen Club La Redoute

Beitrag von Dr. Alex von Frankenberg

Leben ist Innovation. Die Evolution des Lebens auf der Erde ausgehend von einem Einzeller führte zu einer fast unbegreiflichen Vielfalt von Pflanzen, Tieren und intelligenten Spezies, allen voran dem Menschen. Sehr langsam, über Milliarden von Jahren entwickelte sich intelligentes Leben.

Als ChatGPT (www.chatgpt.com) Version 3.5 vor 2 Jahren im November 2022 veröffentlicht wurde und nach nur zwei Monaten weltweit 100 Millionen Nutzer gewonnen hatte, war es die am schnellsten angenommene Innovation der Menschheitsgeschichte. Plötzlich wird unser Computer oder Handy zu einem intelligenten Gesprächspartner. ChatGPT hat den sogenannten Touring Test bestanden. 1950 hat Alan Touring die Frage formuliert, wer ein besseres Denkvermögen haben werde – der Mensch oder ein Computer. Der bestandene Touring Test zeigt die Gleichwertigkeit eines Computers mit einem Menschen. Wir können beide basierend auf ihren Antworten nicht mehr voneinander unterscheiden.

Prof. Stefan Wrobel, einer der weltweit führenden Forscher rund um KI, erklärt in einem sehr anschaulichen und verständlichen Vortrag, wie ChatGPT funktioniert, wie KI unser aller Leben verändern wird, zeigt uns sowohl Chancen als auch Risiken auf. Er hat in Bonn und Atlanta studiert, ist seit 2002 Professor an der Universität Bonn und Institutsleiter des Fraunhofer Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in St. Augustin und darüber hinaus Co-Direktor des Lamarr Instituts, eines der zentralen KI-Spitzenforschungszentren.

Künstliche Intelligenz ist nicht neu. Wieder einmal gehören führende Köpfe aus Deutschland zur Weltspitze bei den Grundlagenentwicklungen, einer davon ist Prof. Wrobel. Und wieder einmal sind es amerikanische Unternehmen, die die führenden Anwendungen entwickeln und auf den Markt bringen. OpenAI, erst 2015 unter anderem von Elon Musk gegründet, ist durch ChatGPT zu einem der weltweit führenden Unternehmen mit einer zweistelligen Milliardenbewertung geworden.

Prof. Wrobel überrascht uns mit beeindruckenden Anwendungen: Künstlich erzeugte Bilder gewinnen Fotowettbewerbe, es können neue Lieder im Stil von längst verstorbenen Künstlern komponiert und durch KI ganze Kinofilme gedreht werden. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC nutzt künstliche Intelligenz, um die mühselige Prüfung von Jahresabschlüssen zu beschleunigen und zu verbessern. Die Künstliche Intelligenz hilft Krankenhäusern bei der Abrechnung von Behandlungsfällen, erkennt und reguliert Hagelschäden und hilft Schülern mit individueller Nachhilfe. Das schon eine Weile vorhergesagte autonome Fahren wird in wenigen Jahren durch KI ermöglicht und perfektioniert werden.

Dabei ist die KI gar nicht so intelligent. Sie errät, wenn sie eine Antwort schreibt, einfach nur das nächste Wort. Dahinter stehen Modelle, sogenannte Foundation beziehungsweise Large Language Modelle (LLM), die mit unglaublich vielen Daten und mit sehr viel Rechenaufwand trainiert werden. Die Hochleistungsprozessoren dafür kommen von NVIDIA, einer Firma, die ursprünglich Grafikkarten für Spielecomputer hergestellt hat und nun mit einer Bewertung von rund 3.500 Milliarden US Dollar zum zweitteuersten Unternehmen der Welt geworden ist. Die führenden KI-Unternehmen in USA investieren mittlerweile in neue Atomkraftwerke, um den unglaublichen Energiebedarf für die Rechenzentren, die die KI trainieren, zu decken. Das Erraten des nächsten Worts basiert auf der höchsten Wahrscheinlichkeit, nicht auf der Wahrheit. KI findet nicht das Wahre, sondern das Wahrscheinlichste. Dabei liegt sie nicht immer richtig, im Fachbegriff, sie halluziniert.

Abhängig von den Trainingsdaten können sich systematische Fehler einschleichen, zum Beispiel ein Gender Bias. Das bedeutet, die KI bevorzugt wie der Mensch ein Geschlecht im Recruiting, wenn sie mit entsprechenden Daten trainiert worden ist. KI könnte absichtlich Unwahrheiten produzieren, zum Beispiel, um Wahlen zu beeinflussen oder sie könnte im positiven Fall Fake News erkennen. Wenn KI die Gehirnströme eines Menschen erkennen und interpretieren kann, könnte Sie Gedanken lesen und ein Schritt zur vollständigen Überwachung und Kontrolle von Menschen werden.

Betrachtet man die immer schneller verlaufenden technologischen Entwicklungen, ist ein Punkt denkbar, in dem die KI die menschliche Intelligenz in allen Aspekten übertrifft, insbesondere dann, wenn sich die KI selbst trainiert. Ray Kurzweil hat diesen Zustand in seinem 2005 erschienen Buch „The Singularity is Near“ mit Singularity beschrieben. KI könnte den Menschen als intelligenteste Spezies ablösen. Bereits in wenigen Jahren ab 2030 könnte dies, so Kurzweil, der Fall sein.

 

Prof. Wrobel schließt seinen Vortrag mit viel Optimismus: KI wird viele Probleme lösen können. Durch internationale Zusammenarbeit, vor allem in Europa, wird es uns gelingen, die Risiken und Gefahren im Griff zu behalten und Chancen zu nutzen. KI verspricht ein intelligenteres und besseres Leben. Die mit ihr verbundenen Chancen überwiegen bei weitem. Eines ist sicher: Innovation war nie so schnell wie heute und wird nie wieder so langsam sein wie heute. 

 

EINLADUNG

Sehr geehrte Mitglieder,

KI, Künstliche Intelligenz – omnipräsent in den Medien und vielen bekannt durch die beeindruckenden Leistungen von ChatGPT und Co bei der Erzeugung von Texten, Bildern und anderen Medien. Doch hat der Hype auch Substanz in anderen Bereichen, kann Künstliche Intelligenz in Unternehmen und Gesellschaft tatsächlich nachhaltig Wert schaffen?

Der Vortrag erklärt das Grundprinzip der (generativen) KI und illustriert anhand von Beispielen aus der Praxis, wie diese Technologie richtig eingesetzt tatsächlich Effizienz steigert und neue Lösungen ermöglicht. Wir gehen aber auch auf die notwendigen Voraussetzungen für die verlässliche Nutzung von Systemen mit Künstlicher Intelligenz ein und reflektieren die offenen Zukunftsfragen, die mit den großen Chancen der Künstlichen Intelligenz verbunden sind.

Wir freuen uns, zu diesem hochinteressanten Thema den Professor für Informatik an der Universität Bonn und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS Prof. Dr. Stefan Wrobel begrüßen zu dürfen. 

 

Prof. Dr. Stefan Wrobel ist Professor für Informatik an der Universität Bonn und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS.

Er studierte Informatik in Bonn und Atlanta, Georgia, USA (M.S., Georgia Institute of Technology) mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz und promovierte an der Universität Dortmund. Nach Stationen in Berlin und Sankt Augustin wurde er Professor für Informatik an der Universität Magdeburg, bevor er im Jahr 2002 den Ruf auf seine aktuelle Position annahm. Er ist zudem der geschäftsführende Direktor des Bonn-Aachen International Center for Information Technology (b-it) und Co-Direktor des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz. Das internationale KI-Spitzenforschungsinstitut wird dauerhaft gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Land Nordrhein-Westfalen.

Professor Wrobel beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Aspekten der Digitalisierung, insbesondere mit intelligenten Algorithmen und Systemen zur Analyse großer Datenmengen und dem Einfluss von Big Data/Smart Data auf die Nutzung von Informationen in Unternehmen und der Gesellschaft. Er ist Autor einer großen Zahl von Publikationen in den Gebieten des Data Mining und des Maschinellen Lernens, Mitglied des Herausgeber-Gremiums mehrerer führender Fachzeitschriften und Gründungsmitglied der »International Machine Learning Society«. Von der Gesellschaft für Informatik wurde er als einer der prägenden Köpfe der deutschen KI-Geschichte ausgezeichnet.

Als Sprecher der »Fraunhofer-Allianz Big Data und Künstliche Intelligenz«, Direktor des »Fraunhofer-Forschungszentrums Maschinelles Lernen«, stellvertretender Vorsitzender des »Fraunhofer-Verbundes für Informations- und Kommunikationstechnologie« und Sprecher der Fachgruppe »Knowledge Discovery, Data Mining und Machine Learning« der Gesellschaft für Informatik engagiert er sich national und international für die Themen Digitalisierung, intelligente Nutzung von Big Data und Künstliche Intelligenz.

 

 

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