Globale Märkte – Perspektiven des Logistikdienstleisters DHL Group

Globalisierung hat Zukunft 

Perspektiven des weltweit führenden Logistikdienstleisters

Vortrag:  Dr. Tobias Meyer (Vorstandsvorsitzender DHL Group) │Beitrag: Horst Saal

Ein Heimspiel in zweifacher Hinsicht war für den CEO der Nummer Eins auf dem Weltmarkt sein Auftritt in der Redoute. Die DHL ist Firmenmitglied im Internationalen Club und Bonn ist Standort der Konzernzentrale mit rund 600.000 Beschäftigten weltweit.

Wo wäre die ehemalige Bundeshauptstadt ohne seine DAX-Unternehmen, fragte Hubertus Hille, Vizepräsident des Clubs und Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn, bei der Anmoderation des Vortragenden zu Recht und erinnerte an die Erfolgsgeschichte der Privatisierung der Bundespost.

Tobias Meyer nahm den Ball schnell auf: Die Wurzeln des Geschäftsmodells (Briefe, Spedition und anderes) reichen hunderte von Jahren zurück, im World Player von heute sind Tradition und Moderne vereint, Transformation inklusive – geht doch! Aber in welcher Welt? Womit „wir“ mitten im Thema wären.

 Es geht um Überkapazitäten hier und dort, um Subventionen in nah und fern, und natürlich aktuell um Zölle. Das begleitende Narrativ sei oft einseitig und wenig selbstkritisch. Eigene und Maßnahmen andernorts sind selten frei von inneren Widersprüchen. Trumps Zölle auf Importe in den USA mag die dortige Produktion beflügeln, sie verteuern aber auch Material, das genau dafür in anderen Ländern zugekauft werden muss, was wiederum den Export erschwert. Auch geopolitische Kollateraleffekte einer nationalistischen Handelspolitik seien nicht zu unterschätzen. Weniger Warenaustausch mit den USA bedeute für China im Zweifel wachsende Zusammenarbeit mit anderen, die in Washington nicht erwünscht sein kann. Nur zwei wirkmächtige Beispiele aus der komplexen Welt dieser Zeit, welche auf die Logistikketten durchschlagen. Die Volatilität auf Routen und Märkten sei enorm.

Im Saldo ist die nüchterne Bestandsaufnahme des Managers und Analysten: Jede Krise hat Effekte auf sein Geschäft. Die wichtigste Frage diesseits des Atlantiks lautet : Warum schwächeln Europa und insbesondere Deutschland derzeit mehr als andere, und wie stellen „wir“ uns auf?

Europa ist von einem Friedensprojekt zu einem Wirtschaftsprojekt geworden, dessen Akzeptanz mittlerweile Anlass zur Sorge gibt und dies nicht zu Unrecht. Die Stichworte Bürokratisierung und Regulierung bedürfen keiner Erläuterung, Meyer liefert sie dennoch: Vorgaben für Konstruktion und Herstellung, Zulassungen bei der Inbetriebnahme von Produkten sowie nicht zuletzt Planverfahren für Infrastrukturmaßnahmen haben ein nicht mehr vertretbares Ausmaß angenommen. Ziele und Mittel korrespondieren oft nicht miteinander, wie Meyer am Beispiel der Erweiterung von Ladeinfrastruktur zum Besten gibt, ein Feld, auf dem die DHL durchaus Vorbild ist mit ihren rund 50 Prozent Elektrofahrzeugen im Fuhrpark. Lokale Netze kommen oft nicht nach mit der Bereitstellung von Strom für die angestrebten 100 Prozent.

Ungeachtet aller Widrigkeiten im Kleinen und im Großen versichert Tobias Meyer „als CEO mit den Herausforderungen umgehen zu können, mit Kraft, Entschlossenheit und Ehrlichkeit.“ Nur ein Zwischenfazit.

In der anschließenden Fragerunde geht es nochmal ausführlich ins Detail, u. a. zur Digitalisierung, zur Künstlichen Intelligenz und zu Arbeitsplatzperspektiven in diesem Kontext („in China bauen Roboter Roboter“). Zu letzteren entwarnt Meyer: Substitution werde durchweg gelingen. Darüber hinaus bleibt zweierlei hängen: Um die Wertschöpfung in der Logistik macht sich Meyer keine Sorgen, denn die Globalisierung ist mitnichten ein Auslaufmodell. Und wenn er in Sachen Bürokratie einen Wunsch frei hätte, dann mögen sie in Brüssel und Berlin, wenn sie schon nicht Vorschriften und Regularien in großer Zahl außer Kraft setzen, wenigstens keine neuen schaffen – Lebhafter Beifall im Publikum!